„Balsam für die blau-weiße Seele“

Mit 15 Punkten aus den ersten zehn Spielen freut sich der FAC nicht nur über das beste erste Saisondrittel seiner Zweitligageschichte, sondern konnte in der bisherigen Herbstsaison für die ein oder andere Überraschung sorgen. Wir blicken zurück.

Neues und Altbewährtes zum Saisonstart
Der Saisonstart 2021/22 brachte einmal mehr viele Veränderung auf und neben dem Platz mit sich. Erstmals seit zwei Jahren bekam der Trainer der Vorsaison auch das Vertrauen, die FAC-Mannschaft in die neue Spielzeit zu führen. So ging der FAC mit Mitja Mörec und Aleksandar Gitsov, die den Floridsdorfer Zweitligisten bereits in der zweiten Hälfte der Saison 2020/21 interimistisch als Trainer-Duo übernommen und auf einen guten 9. Platz geführt hatten, in die neue Spielzeit. „Es ist immer eine große Herausforderung, aus einer neu zusammengestellten Mannschaft eine Einheit zu bilden. Aber es ist uns heuer sehr schnell gelungen, ein Team zu formen, dass auf und neben dem Platz alles gibt und sehr gut harmoniert“, blickt Cheftrainer Mitja Mörec, seit Anfang des Jahres beim FAC, auf den Saisonstart zurück. Neu hingegen und lange ersehnt war auch die Rückkehr der Fans auf die Tribünen des FAC-Platzes. Während die Vorsaison noch geprägt war von Geisterspielen und beschränkten Zuschauerkapazitäten, kehrte mit Saisonbeginn auch auf den Rängen Normalität zurück. „Niemand konnte so recht wissen, wie groß der Ansturm der Fans nach der langen Phase der Geisterspiele sein würde. Rückblickend nach unseren ersten fünf Heimspielen ist es schön zu sehen, dass die Fans mit großer Begeisterung wieder zum FAC-Platz kommen. Auch wenn wir nicht in jedem bisherigen Heimspiel die gewünschten Punkte eingefahren haben, honorieren die Fans den Einsatz und die Leistungen unserer Mannschaft“, so FAC Manager Sport Lukas Fischer.

Kontinuierliche Weiterentwicklung
Während es zum Liga-Auftakt in Amstetten nur ein 1:1-Remis gab und sich unsere Mannschaft eine Woche später im ersten Heimspiel der Saison den Young Violets Austria Wien knapp mit 1:2 geschlagen geben musste, so legten die Blau-Weißen ab der 3. Runde so richtig los. Auf den Auswärtssieg in Kapfenberg (2:1) folgten der überraschende Heimsieg gegen Austria Lustenau (3:1) und ein Heimdreier gegen den Bundesliga-Absteiger SKN St. Pölten (2:0). Nach dem darauffolgenden Remis in Liefering (0:0) grüßte der FAC nach sechs Runden nicht nur vom vierten Platz, sondern konnte sich auch über den besten Saisonstart seit dem Aufstieg in die 2. Liga im Jahr 2014 freuen. „Diese Phase der Saison mit den drei Siegen in Serie und dem Remis in Liefering war sicherlich mein bisheriges Highlight im Herbst“, blickt Mitja Mörec auf die Runden drei bis sechs zurück. Zum Hadern bringt den 38-jährigen, ehemaligen Sturm Graz-Profi nur die 0:1-Niederlage in der Grazer Merkur Arena in der vergangenen Runde: „Wir gehen in jedes Spiel mit dem klaren Ziel, Punkte mitzunehmen. Das war auch unser Vorhaben in Graz. Mit etwas mehr Konzentration und ein wenig Glück wäre mehr möglich gewesen.“ Für Lukas Fischer war der gute Start keineswegs ein Produkt des Zufalls: „Mit dem bisherigen Verlauf können wir sehr zufrieden sein. Vieles von dem, was wir uns vorgenommen haben, konnten wir umsetzen. Doch das bisher Erreichte kommt nicht von ungefähr, sondern ist das Ergebnis von guter und harter Arbeit, die hier Woche für Woche in allen Bereichen geleistet wird“. Nicht Woche für Woche, sondern mittlerweile seit über zwei Jahren ist Aleksandar Gitsov beim FAC tätig, seit diesem Jahr bildet er gemeinsam mit Mitja Mörec das zweiköpfige Trainergespann. Für den 33-Jährigen ist der bisher gute Saisonverlauf vor allem auf eines zurückzuführen: „Der Teamgeist heuer ist auf jeden Fall noch stärker als in der Vergangenheit, das zeichnet unsere Mannschaft aus und ist ein Grund, warum wir dort stehen, wo wir sind.“ Ähnlich sieht es Mittelfeldmotor Marco Krainz, der kürzlich gegen den GAK sein 50. Pflichtspiel für die Floridsdorfer bestritten hat: „Wir sind heuer definitiv noch hungriger, als in der Vergangenheit und haben noch mehr Siegeswillen im Team. Außerdem konnten wir bereits mehr Konstanz in unser Spiel bringen, aber natürlich haben wir noch sehr viel Potenzial und Luft nach oben. Jeder einzelne muss weiterhin sehr viel an sich arbeiten, damit wir oben dranbleiben. Nur wenn wir das umsetzen, kann es eine gute Saison werden.“

 

Hausaufgaben bis zur Winterpause
Dass man erst am Ende einer Saison weiß, ob man seine Hausaufgaben erfüllt und seine Ziele erreicht hat, weiß man auch in der Hopfengasse. Dennoch haben die ersten zehn Runden bereits gezeigt, wo die Stärken der Blau-Weißen liegen und dass man auch mit den Großen der Liga mithalten kann. „Gerade in der Defensive haben wir eine gute Stabilität entwickelt“, so Gitsov, dessen Mannschaft bisher nur neun Gegentore erhalten hat und damit auf Augenhöhe mit Blau-Weiß Linz und dem GAK liegt. Zudem war es ausgerechnet der FAC, der den Tabellenführer Austria Lustenau als bisher einziges Team der Liga bezwingen konnte. Und trotz der jüngsten 0:1-Niederlage beim GAK darf sich der FAC aktuell noch als drittbestes Auswärtsteam der Liga betiteln. Auf diesen kleinen Erfolgen ausruhen wird man sich im 21. Wiener Gemeindebezirk aber nicht. „Auch wenn wir bisher gut dabei sind, können wir es uns nicht leisten, jetzt nachzulassen. Bis zur Winterpause wollen wir unsere beste Hinrunde seit dem Aufstieg spielen. Ich traue das der Mannschaft absolut zu“, verrät Lukas Fischer das Vorhaben bis zum Jahreswechsel. Mit 20 Zählern überwinterte der FAC in der Saison 2018/19, aktuell steht man bei 15 Punkten. Bei den verbleibenden fünf Partien der Hinrunde scheint dies ein machbares Unterfangen, doch die 2. Liga zeigt nicht erst seit der Reform im Sommer 2018, dass sie unberechenbar ist. „Im Oktober warten mit den beiden Spielen gegen Steyr und Horn sowie dem Pokalspiel gegen Kapfenberg drei ungemein wichtige Partien auf unseren Verein am FAC-Platz, in denen wir unsere Leistungen bestätigen müssen“, so Fischer weiter.

 

Der Traum lebt
Neben dem Alltag in der 2. Liga steht der FAC heuer zum fünften Mal seit dem Aufstieg 2014 im Achtelfinale des UNIQA ÖFB Cups. Nachdem die Floridsdorfer sowohl beim Salzburger Regionalligisten SV Seekirchen (1:0) und beim Kärntner Regionalligisten SK Treibach (5:1) ihre Hausaufgaben in den ersten beiden Runden erledigt haben, wartet in der Runde der besten sechzehn Teams nun das Heimspiel gegen den Ligakonkurrenten KSV 1919. „Wir haben uns schon vor der Saison zum klaren Ziel gesetzt, dass wir heuer im Cup überwintern und somit das Viertelfinale erreichen wollen. Auf dem Papier scheint die Aufgabe gegen Kapfenberg machbar, doch wir sind gewarnt, denn gerade im Cup ist immer alles möglich“, warnt Lukas Fischer und verrät: „Ein Heimspiel im Viertelfinale gegen einen Großen wie Rapid oder Salzburg wäre natürlich ein unvergessliches Highlight. Das allein sollte unsere Mannschaft motivieren.“ Das letzte Erreichen des Viertelfinales liegt bereits sechs Jahre zurück. Damals scheiterten die Floridsdorfer knapp am SV Grödig mit 1:2.

Floridsdorfer Fußball auf dem Vormarsch
Das beste erste Saisondrittel seit dem Aufstieg ist dem FAC somit bereits gelungen. Doch der aktuelle sportliche Erfolg zeigt sich nicht nur im Kreis der Profimannschaft in der 2. Bundesliga. Denn auch die FAC-Amateure unter Neo-Cheftrainer Patrick Ivandic spielen in der 2. Wiener Landesliga derzeit groß auf, stehen nach sieben Runden mit fünf Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage punktgleich mit dem Tabellenführer Red Star Penzing an der Tabellenspitze. „Natürlich profitieren wir mit der Kampfmannschaft sehr davon, dass auch unsere Amateure derzeit sportlich für positive Schlagzeilen sorgen. Die Qualität, die wir heuer bei den Profis haben, ist nicht nur der Breite des Kaders geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass wir punktuell immer wieder Spieler der Amateure in die erste Mannschaft integrieren können. Das belebt auch den Konkurrenzkampf innerhalb des Teams“, so Lukas Fischer.


Kompliment an die Zuschauer
Man darf also gespannt sein, wohin die Reise der FAC-Mannschaft in dieser Saison gehen kann. Das bisher Gezeigte bestätigt nicht nur, dass es derzeit in eine richtige Richtung geht, sondern stimmt auch positiv, dass das gesetzte Saisonziel – ein einstelliger Tabellenplatz – erreicht werden kann. „Ich bin überzeugt, dass wir unser Potenzial noch viel mehr ausschöpfen können. Das ist vorerst unser klares Ziel bis zum Winter“, zeigt sich Aleksandar Gitsov optimistisch. Die jüngsten Leistungen der Floridsdorfer haben nicht nur Anerkennung in den Medien des Landes gefunden, die den FAC bisher oft als Überraschungsteam betiteln, sondern scheinen auch das Floridsdorfer Publikum mitzureißen, denn die Stimmung und der Andrang bei den bisherigen Heimspielen erinnert stark an die FAC-Premieren-Saison in der 2. Liga 2014/15, weiß Lukas Fischer: „Wir sind unserem Publikum unglaublich dankbar, denn trotz 3G-Nachweis und Registrierungsplicht hat es unsere Fans nicht davon abgehalten, uns bei den Heimspielen tatkräftig zu unterstützen. Das ist Balsam für die blau-weiße Seele. Wir hoffen, dass sie unserer Mannschaft auch dieselbe Unterstützung zukommen lassen, wenn für uns ab dem kommenden Heimspiel die 2G-Regel gilt. Die Mannschaft hat sich das bisher auf jeden Fall verdient.“