Erfolg zwischen den Pfosten: TW-Trainer Lukas Klinger im Interview

Die erste Runde der Saison 2024/25 war mit Sicherheit eine spezielle für FAC-Tormanntrainer Lukas Klinger. Neben dem 2:0-Erfolg des Floridsdorfer Athletiksport-Clubs, in dem Torwart Jakob Odehnal die Null hielt, trafen auch zwei seiner letzten Schützlinge in der Bundesliga aufeinander. Denn Simon Spari war mit seinem neuen Verein Austria Klagenfurt beim Wolfsberger AC und Lukas Gütlbauer in der Lavanttal-Arena zu Gast.

 

Der neue FAC-Torhüter Jakob Odehnal wechselte im Sommer von Dornbirn nach Floridsdorf und konnte gleich in seiner ersten blau-weißen Zweitligapartie die Null halten. Ein nahezu perfekter Start in die Spielzeit?

Lukas Klinger: „Natürlich war es für uns ein idealer Start in die Saison bei dem die Mannschaft ihre Qualität zeigen konnte. Leider hat das in der zweiten Runde nicht ganz so funktioniert. Aber zu Null zu spielen ist eine Teamleistung, in der der gesamte Kader seinen Teil dazu beitragen muss. Gleichzeitig konnte man schon in der Vorbereitungsphase sehen, dass Jakob ein gewisses Potential mitbringt und sich in relativ kurzer Zeit, gut in die Mannschaft eingelebt hat.“

 

Er tritt ja bekanntlich in große Fußstapfen. Denn die letzten Torhüter des FAC schafften allesamt den Sprung in die Fußball Bundesliga. Die jüngsten davon sind Lukas Gütlbauer und Simon Spari. Letzterer konnte in der vergangenen Saison einmal mehr seine Klasse unter Beweis stellen. Wie zufrieden warst du denn mit der Entwicklung von Simon, aber natürlich auch von deinen anderen zwei Torhütern Patrick Moser und Tobias Bencsics?

Lukas Klinger: „Ich glaube, wenn man sich jetzt auf Simon und Güti konkret bezieht, ist ihnen bei uns sehr viel bis alles aufgegangen. Sie haben sich enorm entwickelt. Beide brachten ein großes Potential mit und haben sehr hart an sich gearbeitet und in dieser Zeit sehr viel richtig gemacht. Wenn sie so weiterarbeiten wie damals, haben sie noch eine erfolgreiche Karriere vor sich.

Und allgemein zum Tormann-Team der vergangenen Saison. Der Erfolg von Simon ist ja auch ein Bestandteil des gesamten TW-Teams bzw. der Mannschaft und des ganzen Vereins. Da hat einfach sehr viel zusammengepasst und ich muss allen Drei ein großes Kompliment aussprechen.“

 

Bevor wir über die letzten FAC-Torhüter sprechen, würde ich gerne kurz zu dir kommen. Wann hast du denn für dich persönlich entschieden, Tormann-Trainer zu werden und das als Beruf auszuüben?

Lukas Klinger: „Das ist eine gute Frage. Ich habe früher selbst, bis ich 22-Jahre alt war als Torwart gespielt, aber nur im Amateurbereich. Währenddessen habe ich aber schon mit dem Sportwissenschaftsstudium begonnen und absolvierte ein Praktikum im Nachwuchs des SK Rapid.

Schritt für Schritt konnte ich mich dann bei Rapid als Nachwuchs- und Tormann-Trainer entwickeln und habe in den folgenden Jahren nebenbei die Lizenzkurse absolviert.

Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit als Coach extrem Spaß macht, mich erfüllt und dass auch viel von den Jungs, also von den Tormännern zurückkommt.“

 

Belmin Jenciragic, Lukas Gütlbauer und Simon Spari. Wie fühlt es sich an zu hören, dass man es geschafft hat, alle der letzten drei Schützlinge in Bundesliga-Kader zu bringen?

Lukas Klinger: „Das ist eine große Auszeichnung für den Verein und für die Arbeit, die wir als ganzes Trainerteam hier leisten. Mich persönlich freut es natürlich auch unheimlich, aber man muss das Ganze auf die Arbeit des Trainerteams und wie gerade angesprochen, vor allem auf den Verein zurückführen. Der FAC positioniert sich hier ganz klar und setzt seit Jahren auf junge österreichische Torhüter. Diese Philosophie wurde auch davor schon bei Alexander Schlager und Martin Fraisl gelebt.

Diese Arbeit und Idee fortzusetzen, das macht mich sehr dankbar und stimmt mich glücklich. Denn all die Namen, die jetzt gefallen sind, werden wir in den kommenden Jahren noch öfters hören.“

 

Gibt es in deinem Training spezielle Methoden oder Ansätze, die du anwendest, um die Spieler auf das höchste Niveau zu bringen?

Lukas Klinger: „Ja. Um es vereinfacht zu sagen, ist mir enorm wichtig, dass sich das Training sehr am Spiel orientiert.

Ich bin ein Fan davon, Spielszenarien im Training zu reproduzieren und zu simulieren, damit es einfach möglichst nah am Spielgeschehen ist. Worauf ich als zweiten Punkt viel Wert lege, ist die persönliche, menschliche Ebene zu den Spielern. Denn in so einem kleinen Team muss die Chemie passen. Diese zwei Bestandteile sind einmal eine gute Grundlage und alles andere ist dann ziemlich auf das Individuum zugeschnitten.“

 

Wie wichtig ist neben den technischen Fähigkeiten, die ein Tormann haben muss, auch die mentale Stärke? Spielt das auch eine Rolle in deinem Training?

Lukas Klinger:„Ich glaube, dass der Kopf oder diese mentale Stärke bei Tormännern extrem wichtig ist. Man merkt, dass sich diese Komponente bei jungen Spielern immer erst entwickeln muss. Weil natürlich, wie alle Menschen, machen auch sie Fehler. Unser Job als Trainer ist es, ihnen die Angst vor diesen Fehlern zu nehmen und gleichzeitig den Fokus auf ihre Qualitäten zu richten, sodass sich diese mentale Stärke auch festigen kann.

Aber aus meiner Sicht ist eine ganz entscheidende Komponente, dass die Spieler eine Arbeitsmentalität zeigen, den Erfolg erzwingen wollen und alles dafür geben Profi zu werden.  

Diese Einstellung, in jedem Training besser werden zu wollen und in jedem Spiel zu performen, das hat auch Simon Spari und Lukas Gütlbauer ausgezeichnet. Das ist, glaube ich, der Schlüssel zu ihrem Schritt in die Bundesliga gewesen.“

 

Heißt das, dass man schnell bei neuen Spielern erkennen kann, ob sie zuzüglich zu ihrer Qualität auf der Linie auch mental stark sind?

Lukas Klinger: „Ja genau. Wenn man es auf meine letzten Spieler bezieht, hat man bei ihnen sofort auch abseits des Platzes gespürt, dass sie diesen Willen haben und ein klares Ziel verfolgen. Dafür muss man aber jeden Tag hart an sich arbeiten, denn es wird einem nichts einfach so geschenkt. Die Beiden haben diese Mentalität zu 100 Prozent auf den Platz gebracht, da sie ihre Qualität und ihr Können unter Beweis stellen wollten.“

 

Mit Fraisl, Schlager, Jenciragic, Gütlbauer und Spari schafften die letzten fünf Torhüter des FAC den Sprung in einen Bundesliga-Kader. Kannst du dir erklären, wieso genau die Tormänner des FAC diesen Step geschafft haben, oder kann man hier von mehreren Goldgriffen sprechen?

Lukas Klinger: „Ich glaube, was den Verein FAC auszeichnet ist, dass er sich sehr klar zu jungen Tormännern bekennt. Durch dieses Commitment haben die Jungs einen gewissen Rückhalt. Gleichzeitig sind sie aber ein bisschen unter Druck performen zu müssen, wenn man sieht, wer alles das blau-weiße Trikot vor ihnen getragen hat. Ich würde diesen Druck aber als positiv ansehen.

Aber nicht nur in der Profimannschaft, sondern auch im Nachwuchs fördert der FAC die Spieler auf dieser Position. Mit Luka Gorickic wurde vor kurzem auch ein Torwart unseres NWZ U16-Teams in den Kroatischen Nationalteam-Lehrgang einberufen. Doch auch auf der Trainerposition wird auf junge Coaches gesetzt, die den FAC als Sprungbrett nehmen können. So hat mit Fabio Wirtitsch im Sommer ein Nachwuchs-Tomann-Trainer den Sprung in die zweite Liga zum SV Stripfing geschafft.“

 

Was sind die größten Herausforderungen bei der Ausbildung von jungen Torhütern beim FAC?

Lukas Klinger: „Die größten Herausforderungen, unabhängig auch vom Verein, ist das „Immer-weitermachen-müssen“, auch wenn es einmal nicht Spaß macht.

Es geht um die Tage, wo das Wetter nicht gut ist, wo der Spieler nicht gut gelaunt ist, oder wo zuhause vielleicht gerade nicht alles perfekt läuft. Genau an diesen Tagen muss man trotzdem auf den Platz gehen, sich überwinden und versuchen das Maximum aus sich herausholen. Denn nur so kann man den nächsten Step machen. Das ist ein entscheidender Punkt und gerade für junge Tormänner einer der schwierigsten in der Ausbildung. Es ist nicht einfach, nach schlechten Spielen immer weiterzumachen. Aber da trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Denn die positiven Aspekte sollten immer im Vordergrund stehen.“

 

Du bist jetzt seit über vier Jahren beim FAC und bringst schon viel Erfahrung mit. Was sind denn deine größten Lektionen oder Erkenntnisse, die du in dieser Zeit gesammelt hast?

Lukas Klinger: „Mir wurde beim FAC bewusst, wie wichtig einfach die Komponente Mensch ist. Gerade in der Rolle des Torwarts ist dieser menschliche Bezug einer der wichtigsten. Den zweiten essenziellen Punkt habe ich schon öfters erwähnt: Der Wille dieses Ziel zu verfolgen und immer fokussiert zu sein.“

 

Gibt es gewisse Ziele die du selbst als Trainer oder mit deinen Schützlingen noch erreichen möchtest?

Lukas Klinger: „Ein kleiner Traum von mir wäre es, wenn ein Spieler den ich mal trainieren durfte in der Champions League aufläuft, oder das A-Nationalteam-Trikot überstreift. Das wäre wirklich etwas Besonderes, was mich auch für die Jungs unglaublich freuen würden. Das primäre Ziel ist es natürlich, die nächsten Torhüter wieder in die erste Liga zu bringen. Aber ich bin sehr dankbar, sie alle auf einem Stück ihres Weges begleiten zu dürfen.“