„Das Gurkerl von Florenzi war nicht so schön“

Mit Lukas Schöfl gehört seit diesem Sommer wieder ein echter Floridsdorfer zum Aufgebot des amtierenden Vizemeisters aus der Hopfengasse. Im Gespräch erzählt der 21-Jährige von seinem Europa League-Spiel beim AS Rom, worauf er im Fußball nicht verzichten kann und was in dieser Saison ein Schlüssel zum Erfolg werden kann.  

Lukas, bei Deiner Präsentation am FAC-Platz Ende Juni hast Du gesagt, dass Ihr als Team schnell an die Leistungen der Vorsaison anknüpfen wollt. Ist Euch das spätestens mit dem Spiel in Lafnitz gelungen?

Lukas Schöfl: „Ich denke schon, dass in Lafnitz vieles sehr gut funktioniert hat. Zu Beginn der Saison war es aber erst einmal wichtig, die erste Runde im Cup zu überstehen. Der Punkt beim GAK zum Ligaauftakt war auch noch in Ordnung, gegen die Vienna ist es natürlich nicht so gelaufen, wie wir uns das alle vorgestellt haben. In Lafnitz war das dann viel besser, aber ich glaube auch, dass noch viel Luft nach oben ist, auch wenn wir als Team immer besser zusammenfinden.“

Nach Deiner Einwechslung hast Du nur sechs Minuten gebraucht, um mit Deinem Joker-Tor zum 3:0 die Partie vorzeitig zu entscheiden. Im Fernsehen hat man gesehen, wie ausgiebig du danach gejubelt hast. War es so emotional, weil es Dein erster Treffer für den FAC gewesen ist?

„Ja, das war auf jeden Fall eine große Erleichterung, so früh in der Saison mein erstes Tor zu schießen und die Emotionen frei laufen zu lassen.“

Drehen wir die Zeit ein wenig zurück. Du bist in Floridsdorf aufgewachsen. Hast Du Erinnerungen von damals an den FAC und den Bezirk Floridsdorf?

„Ich habe meine ersten fünfzehn Jahre hier in Floridsdorf verbracht, bevor ich in die Akademie nach Wolfsberg gegangen bin. Natürlich habe ich im Nachwuchs der Columbia das ein oder andere Mal am FAC-Platz gespielt, aber der FAC, so wie er heute ist, ist dennoch eher Neuland für mich.“

Marcel Monsberger und Clemens Hubmann kennst Du ja noch aus gemeinsamen Zeiten beim WAC beziehungsweise beim Nachwuchs-Nationalteam. Gibt es neben den beiden noch jemanden im Team, mit dem Du besonders viel Zeit verbringst?

„Mit Mathias (Gindl) und Simon (Spari) bin ich auch privat immer mal wieder unterwegs, aber eigentlich haben wir so ein gutes Gefüge in der Mannschaft, dass jeder mit jedem sehr gut harmoniert.“

Wie ausschlaggebend ist ein gutes Teamgefüge für Dich?

„Ein familiäres Verhältnis ist immer wichtig, genauso wie, dass es keine allzu großen Gruppenbildungen gibt. Ich denke, wenn das gegeben ist, dann kommt auch der Erfolg automatisch.“

Blicken wir noch einmal ein paar Jahre zurück. Weißt Du noch, was Du am 12. Dezember 2019 gemacht hast?

„Ja ich denke, das muss das Europa League Spiel mit dem WAC beim AS Rom gewesen sein?“

Stimmt genau. Wie ist es gewesen, gemeinsam mit Stars wie Edin Dzeko und Henrikh Mkhitaryan im Stadio Olimpico auf dem Platz zu stehen?

„Das Spiel war auf jeden Fall mein bisheriges Highlight der Karriere. Alleine das Aufwärmen vor rund 30.000 Roma-Fans war beeindruckend. Kurz vor meiner Einwechslung war ich natürlich etwas nervös, weil du auf einmal in Zweikämpfen mit Henrikh Mkhitaryan, Edin Dzeko oder Alessandro Florenzi bist. Das ist schon ein geiles Gefühl.“

Sind Dir bestimmte Momente des Spiels besonders in Erinnerung geblieben?

„Florenzi hat mir damals ein Gurkerl geschoben, das war eher nicht so schön (lacht).“

Du bist mit der Erfahrung von 15 Bundesligaspielen vom WAC zum FAC gekommen. Hilft Dir das, Dich in der 2. Liga schnell einzugewöhnen, weil Du schon höher gespielt hast, oder ist die 2. Liga dennoch etwas völlig anderes und Neues für Dich?

„Es ist schon etwas Neues für mich und ich denke, die 2. Liga und die Teams sind von der Qualität her viel besser, als man denkt. Die Spielsysteme von einigen Teams sind natürlich etwas anders als in der Bundesliga, aber von der Spielidee her, die wir beim FAC haben, ist das kein so großer Unterschied zu dem, was ich aus Wolfsberg kenne.“

Du hast bisher drei Einsätze für den FAC in der Liga und im Cup absolviert, dabei einen Treffer beigesteuert. Hast Du Dir ein persönliches Ziel gesetzt oder steht der Erfolg der Mannschaft über allem?

„Der gemeinsame Erfolg steht natürlich über allem, aber dennoch möchte ich selbst auch weiterkommen, Einsätze sammeln und mich als Fußballer entwickeln und im Profifußball etablieren.“

Im Mai hast Du in der Regionalliga Mitte für die zweite Mannschaft des WAC an zwei aufeinanderfolgenden Spieltagen jeweils einen Hattrick geschossen. Steckt in Dir sogar ein heimlicher Mittelstürmer?

„Ja das stimmt (lacht). Damals sind alle Stürmer ausgefallen und der Trainer hat mich gefragt, ob ich auch im Sturm spielen kann. Da habe ich natürlich nicht Nein gesagt und es hat zum Glück ganz gut geklappt.“

Du hast in der Vergangenheit sowohl im zentralen Mittelfeld, rechten Mittelfeld aber auch schon als Rechtsverteidiger gespielt. Wenn Du Dich selbst aufstellen dürftest, wo würdest Du spielen?

„Ich würde mich schon im zentralen Mittelfeld und offensiv ausgerichtet aufstellen. Ich sehe meine Stärken schon klar in der Offensive und nicht in der Defensive, auch wenn Defensivarbeit natürlich für alle Spieler dazugehört.“

Was bist Du für ein Typ beziehungsweise Charakter und welche Rolle nimmst Du in der Mannschaft ein?

„Ich würde schon sagen, dass ich eher ein ruhigerer Spieler bin, aber wenn die Situation passt, bin ich natürlich für jeden Spaß zu haben. Sonst überlasse ich das aber gerne den anderen.“

Wer ist denn dafür hauptverantwortlich innerhalb der Mannschaft?

„Das ist natürlich ganz klar der Kröhni (Chistopher Kröhn, Anm. d. Red.).“

Du bist einer von 14 Neuzugängen beim FAC in diesem Sommer. Wie schwierig ist es wirklich, sich auf dem Platz schnell zu finden und die Ideen des Trainerteams zu verinnerlichen?

„Es ist schon sehr schwierig, aber genau dafür ist die lange Saisonvorbereitung da. Man darf nicht vergessen, dass viele Spieler von den verschiedensten Teams zusammenkommen und überall unterschiedliche Systeme gespielt werden. Das dann alles zusammen zu bringen, ist nicht leicht, aber genau daran arbeiten wir in der Vorbereitung und auch jetzt noch Tag für Tag. Man merkt, dass es langsam immer besser funktioniert.“

Ist der Knoten jetzt gegen Lafnitz geplatzt und können die Fans auch am Freitag gegen Steyr eine ähnliche Performance von Euch erwarten?

„Natürlich ist es unser Ziel, an das Lafnitz-Spiel anzuknüpfen. Die vier Tore waren extrem wichtig für das Selbstvertrauen, weil wir davor noch nicht getroffen hatten. Wir wollen gegen Steyr natürlich wieder drei Punkte holen.“

Der Charakter der FAC-Mannschaft gilt als ein Teil des Erfolgsrezeptes in der vergangenen Spielzeit. Was kann heuer ausschlaggebend sein, um eine erfolgreiche Saison zu spielen?

„Mentalität ist für mich immer eine der wichtigsten Eigenschaften im Fußball und auch, dass jeder für jeden alles gibt auf dem Platz. Wir haben gute Charaktere in der Mannschaft, sind auch fußballerisch sehr variabel und können uns auf jeden Gegner dementsprechend einstellen. Das kann uns ein Stück weit unberechenbar machen.“